Neuigkeiten aus dem Hochschulumfeld


Gebühren für mehr Wettbewerb
Kommission macht Parteien Druck / Christina Rathmann
(SZ vom Dienstag, 18. Juli 2000, Hochschule)

Für Wernhard Möschel ist die deutsche Bildungslandschaft eine Branche wie jede andere auch. Darum kann nach seiner Meinung mehr Konkurrenz den Hochschulen nur gut tun. Möschel ist Präsident der Monopolkommission, die der Bundesregierung alle zwei Jahre darüber Bericht erstattet, ob in der Wirtschaft genug Wettbewerb herrscht. In diesem Jahr hat sie sich, wie bereits gemeldet, auch mit den Hochschulen befasst. „Wettbewerb als Leitbild für die Hochschulpolitik“ ist der Titel des Sondergutachtens, das sofort heftige Reaktionen der Bildungspolitiker hervorrief.

Das Gutachten kritisiert vor allem, dass es für die Universitäten keinen Grund gibt, mit ihrem Angebot um Studenten zu werben, und dass sie sich zu wenig voneinander abheben „Ursache zahlreicher Ineffizienzen ist die kostenlose Bereitstellung der Hochschulausbildung“, heißt es in dem Bericht. Durch Gebühren könnten die Hochschulen eigene Einnahmen erzielen und würden unabhängiger von den öffentlichen Haushalten, meint Kommissions-Präsident Möschel und betont zugleich: „Durch Gebühren sollen die Hochschulen zusätzliches Geld bekommen, sie sollen nicht zu Einsparungen in den Länderhaushalten führen.“ In den Gebühren sieht Möschel ein Bindeglied zwischen Universität und Markt: Wenn die Hochschulen von den Studierenden Geld bekommen, müssen sie um Erstsemester werben, sich auf ihre Wünsche einstellen und verstärkt auf die eigene Qualität achten – sonst wandern die Abiturienten ab.

Ein Betrag steht in dem Gutachten nicht, Möschel nennt aber 2000 Mark pro Semester. Jede Hochschule soll ihre Gebühren selbst festlegen – je besser der Ruf einer Uni, desto mehr sind die Studierenden bereit zu zahlen, lautet die Argumentation der Monopolkommission. In diesem Zusammenhang wird die „Normierung der Studiengänge“ kritisiert, also auch die gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen, um die so lange gerungen wurde. „Der Aufwand, der für die Erstellung von so genannten Muster-Rahmenprüfungsordnungen betrieben wird, ist viel zu groß, als dass das Ergebnis ihn rechtfertigt“, heißt es dazu. Seine Unabhängigkeit hilft dem Gremium indes nicht, bei den Bildungspolitikern Gehör zu finden. Die Kommission habe „keine Ahnung“, gab der bildungspolitische Sprecher der SPD, Stephan Hilsberg, zu Protokoll, ein „gebührenfreies Erststudium“ befürwortet auch Thomas Rachel von der CDU. Die Grünen stützen ebenfalls den Beschluss der Kultusminister, wonach das Studium bis zu vier Semester über die Regelstudienzeit gebührenfrei sein soll. Die FDP will zwar mehr Wettbewerb, aber keine Gebühren bis zum ersten Abschluss. So wenig Wettbewerb es unter den Hochschulen gibt, so wenig scheint dieser zwischen den Parteien zu bestehen. Möglicherweise bietet sich für Möschel als nächstes Thema die Bildungspolitik an. Laut einer Umfrage ist übrigens die Mehrheit der Deutschen für Studiengebühren, wenn das Geld den Hochschulen zu Gute kommt. 

 

 

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